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Europa und das Rehazentrum Schleusingen

Es gibt Berührungspunktezwischen dem Europaparlament und der Stiftung Rehabilitationszentrum Thüringer Wald in Schleusingen. Das stellt Europaabgeordneter Jakob von Weizsäcker am Freitag während seines Arbeitsbesuchs in Schleusingen fest.

Schleusingen – Europaabgeordneter Jakob von Weizsäcker (SPD) ist beeindruckt vom Ensemble des in den 50er Jahren als Ingenieurschule gebauten Rehazentrums. ,,Das macht was her“, kommentiert er. Und nach seinem knapp zweistündigen Besuch am Freitag ist er ebenso beeindruckt von dem, was hier geleistet wird. Sowohl von den 270 Mitarbeitern – als auch von den rund 450 Klienten, die betreut werden. Speziell in den Ausbildungsbereich konnte der Europapolitiker hineinschnuppern, ist mit jungen Auszubildenden ins Gespräch gekommen. Beispielsweise hat er Kevin Sternicken getroffen. Der 19-jährige der eine Ausbildung zum Fachpraktiker für Holztechnik absolviert, ist im ersten Lehrjahr. „Mir gefällt die Ausbildung hier sehr gut“, gibt er zu. Stolz zeigt er den Holzhocker den er selbst gebaut hat. Nach Zeichnung. Alles Handarbeit. Jakob von Weizsäcker staunt nicht schlecht.

Im Kreis der Holzfachmänner, die von Ausbilder Frank Schneider angeleitet werden, ist auch eine Frau: die 25-jährige Claudia Heß, die kurz vor ihrer praktischen Abschlussprüfung steht. „Nein, ein Frauenberuf war nicht so mein Fall. Ich hab‘ das Holz für mich entdeckt“, gibt sie zu. „Holz ist meins“, sagt auch Patrick Rust. Der 25-jährige ist im Internat untergebracht, kommt aus Wasungen und geht nach der Ausbildung, die auch für ihn im August endet, wieder dorthin zurück. „Ich hab‘ schon eine Stelle dort.“ Der angehende Fachpraktiker freut sich, das ist zu spüren. „Ich war fast fünf Jahre hier- und habe viel gelernt.“ Für Ihn, so gibt er zu, war die Zeit in Schleusingen eine sehr Wichtige. Im Holzbereich arbeiten derzeit sieben Auszubildende, vier sind im Berufsvorbereitenden Jahr. Und alle haben eine gute Chance auf dem Arbeitsmarkt. Denn: Dieser Handwerksberuf ist gefragt. „Die Vermittlungsquote ist sehr hoch“, sagt Ausbilder Frank Schneider. Es sind Junge Menschen mit psychischen und seelischen Behinderungen die hier gefördert werden, die unter dem Dach des Rehazentrums wohnen, aufwachsen, arbeiten.

Auch Außenarbeitsgruppen gibt es – das Schleusinger Rehazentrum arbeitet beispielsweise mit regionalen Firmen wie Wiegand Glas Schleusingen oder auch Fuchs Gewürze Schönbrunn zusammen, informiert Stiftungsvorstand Kai Michaelis die Gäste. Um alles zu finanzieren, arbeitet die Stiftung mit verschiedenen Finanziers zusammen. „Wie läuft das – greifen die Förderungen gut ineinander?“, möchte Jakob von Weizsäcker wissen – und erhält eine negative Antwort. Es gebe Probleme. Mit einigen Landkreisen funktioniere es besser – mit anderen schlechter. Auch von EU-Förderprojekten partizipiere das Rehazentrum. Hier sei der Verwaltungsaufwand ebenfalls hoch. Doch Michaelis schränkt ein: „Man sagt immer, die EU ist schwierig, doch noch schwieriger ist Deutschland.“ Was allerdings Probleme bereitet, sei die neue Datenschutzgrundverordnung. Hier bietet Weizsäcker den Dialog an:„Wenn Sie in zwei, drei Monaten noch immer den Eindruck haben, es gibt große Probleme, melden Sie sich bitte bei mir. Wenn wir hier Dinge übersehen haben, müssen wir eingreifen.“ Mit der Erfassung von Anwesenheit und vielem mehr befasst sich Jennifer Kühne. Die 19-Jährige ist am Ende ihres Vorbereitungsjahres und wird nach den Sommerferien ihr erstes Ausbildungsjahr als Fachpraktikerin für Bürokommunikation beginnen. „Ich wollte irgendetwas im Büro machen“, erzählt sie, die glücklich ist mit ihrer Ausbildung.

Ebenso glücklich ist Samuel Hennig. Der 24-Jährige hat im Rehazentrum seinen Traumberuf gefunden. „Ich bin nicht so der Bürotyp. Als ich in der Berufsorientierung ins Gewächshaus kam, war ich geflasht. So viele Pflanzen hatte ich noch nicht gesehen. So kam ich zum Gartenbauwerker“, erzählte er mit leuchtenden Augen. Mittlerweile ist er im dritten Ausbildungsjahr, die Praxisprüfung steht im August an – und wenn er die besteht, hat er einen Arbeitsplatz. In der Region. Und darauf freut er sich. Er und auch Holzmechaniker Patrick Rust sind keine Einzelfälle. Wie Kai Michaelis bestätigt, finden etwa 60 Prozent all derer, die in der beruflichen Reha sind, am Ende einen Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft. Dazu gebe es selten Abbrecher – und nahezu jeder bestehe die Prüfungen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Jakob von Weizsäcker muss zum nächsten Termin. Schließlich ist Wahlkreistag – und er hat sich kurz vor dem Mittag in der Eisfelder Firma Harrys angekündigt. Viele Informationen nimmt er mit aus dem Rehazentrum. Auch, dass es Berührungspunkte mit Europa gibt. Seien es solche, die aus Europäischen Projekten her rühren oder sei es die neue Datenschutzverordnung. Jakob von Weizsäcker hat beim Besuch des Rehazentrums die Stärken Deutschlands erkannt, gesehen, dass man für diejenigen jungen Menschen sorgt, bei denen nicht alles glatt läuft. Ich bin beeindruckt, welch gute Arbeit hier geleistet wird.“

Ausbildung

Jugendliche und junge Erwachsene die Aufgrund psychischer Beeinträchtigungen einen spezifischen Förderbedarf im Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten haben psychologische Begleitung benötigen, können im Rehazentrum eine dreijährige Außerbetriebliche Ausbildung absolvieren.

Holz:

Holzmechaniker und Fachpraktiker für Holztechnik;

 Metall:

Zerspannungsmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer und Fachpraktiker Metall;

Gastronomie:

Koch, Fachpraktiker Küche;

Hauswirtschaft:

Hauswirtschafter und Hauswirtschaftshelfer;

Büro/Verwaltung:

Kaufmann für Büromanagement und Fachpraktiker für Bürokommunikation;

Lager:

Fachkraft für Lagerlogistik, Fachlagerist und Fachpraktiker Lagerlogistik

Gartenbau:

Gärtner und Gartenbauwerker

Von Katja Wollschläger