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Max schickt Müllionäre auf Tour

Mädchen und Jungen der Lindenschule Schleusingen sind dieser Tage unterwegs in besonderer Mission. Sie sammeln den Müll in der Flur auf. Die Idee hatte der 14-jährige Max, dessen Zuhause das Wohnheim Haus Bienenkorb ist.

Von Karin Schlütter

Schleusingen – An diesem Montag ist Max´ großer Tag. Er darf für die Zeitung seine Idee vorstellen. Eine Idee, die zum Projekt wurde. „Wir waren am Haus am See spazieren. Dort lag ganz viel Müll“, erzählt Max, wie alles begann „Da habe ich gedacht, wir könnten doch den Müll aufsammeln, der dort nicht hingehört.“ Max besucht eine Oberstufenklasse der Lindenschule. Bei seinen Lehrern Nicole Müller und Ulrich Schramm fand er offene Ohren. Schulleiterin Uta Schellenberger war ebenfalls sofort dabei und half, dass die Idee Realität werden konnte. Max führt uns zu der Litfaßsäule im Foyer der Lindenschule. Dort hängen Karten von Schleusingen und Umgebung. Und eine Liste, in der sich eintragen kann, wer mitmachen möchte bei der Aktion Müllionäre. Jeden Tag schaut Max an die Säule und freut sich, wenn sich wieder eine Klasse in die Liste eingetragen hat. Auf den Karten werden die Strecken markiert, die bereits abgesucht wurden, sodass kein Weg doppelt abgesucht werden muss. Obwohl die Spaziergänger auch auf abgesuchten Wegen immer wieder Unrat finden. Ein gelbes T-Shirt mit dem Logo Müllionäre ist der Hingucker an der Litfaßsäule. Das bekommen alle Lindenschüler, die mitmachen für ein sauberes Umfeld in der Stadt. Auch das war Max´ Idee. Ein Tipp und ein erfolgreicher Förderantrag beim Projekt Demokratie leben brachte den materiellen Rückhalt für die Aktion Müllionäre.

Sponsoren

Denn Handschuhe, Greifer und Müllsäcke mussten angeschafft werden. „Als wir zum örtlichen Baumarkt gingen, um die Sachen zu kaufen, fanden wir gleich einen neuen Partner für unser Projekt“, freut sich die Schulleiterin über die Unterstützung. Denn die Utensilien für das Müllsammeln sponserte der Obi-Markt. Für das so eingesparte Geld konnten die T-Shirts angeschafft werden. Auch hier kam ein örtliches Unternehmen entgegen. Die Werbefirma Lützelberger sponserte einen Anteil pro T-Shirt. „Inzwischen ist es schon Gewohnheit geworden, dass wir mit Müllsäcken spazieren gehen“, sagt Nicole Müller. So starten Carolina, Sofie, Vanessa, Quentin, Lydia und Max auch an diesem Montag. Zwei weitere Lindenschüler gehören eigentlich zur Klasse. Sie müssen wegen des Virus zu Hause bleiben. Ausgerüstet mit Handschuhen, Müllsäcken und Eimern für die aufgesammelten Flaschen geht’s über den Hirtengrund und die Hainstraße bis unter die Autobahnbrücke. Hier ist sozusagen der Hotspot des Mülls. Dort hat die Klasse neulich auf dem Rückweg vom Baumarkt schon Unrat gesammelt. „Damals mussten wir die Säcke stehen lassen, weil sie so schwer waren. Ich habe sie mit dem Auto dann abgeholt“, erinnert Uta Schellenberger. Wie eine Gämse klettert Max flink Hänge hinauf und durch Gestrüpp und Abhänge hinunter. Als Initiator des Projekts ist er auch besonders aktiv und entdeckt selbst im Gestrüpp noch eine Cola-Büchse oder eine Flasche. Apropos, die Pfandflaschen und Büchsen dürfen die Kinder abgeben und bekommen das Geld für die Klassenkasse. So lohnt sich in dieser Hinsicht das Müllsammeln. Max´ Klassenkameraden helfen eifrig mit. „Hier liegt noch ein Stück Styropor“, ruft die Schulleiterin. „Das ist das Allerschlimmste unter den ganzen Abfällen, die in den Meeren landen.“ Auf dem Rückweg tragen die Müllionäre noch ein Stück entlang der Erle einiges zusammen, was andere weggeworfen haben. Leider werden auch jede Menge Plastebeutelchen in der Landschaft entsorgt. Aber wenn der Hundekot aufgehoben wird und die Plastebeutel in der Flur entsorgt werden, ist das auch keine Lösung, im Gegenteil ärgert sich Nicole Müller über die ekligen Funde.

Kleine Belohnung

Auch an diesem Tag haben die fleißigen Sammler so viel Müll aufgesammelt, dass die Säcke zwischengelagert werden bis zum Abtransport. Das Ergebnis der Sammelaktionen dieser Tage wird nächste Woche präsentiert. Dann helfen auch Kinder und Jugendliche aus dem Jugendklub Wiesenbauschule mit. Max und seine Klassenkameraden aber gehen an diesem Tag freudig nach Hause. Es gibt Hähnchenschenkel zum Mittag. Darauf freuen sie sich.

Die Lindenschule

Die Lindenschule ist eine staatlich anerkannte Förderschule in freier Trägerschaft der Stiftung Rehabilitationszentrum Thüringer Wald mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Die Schule unterrichtet Schüler im Bildungsgang Individuelle Lebensbewältigung. Sie kann über die reguläre Schulpflicht von zwölf Jahren besucht werden. Es besteht die Möglichkeit, die Schulzeit auf Antrag um weitere drei Jahre zu verlängern. Derzeit werden 46 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.

Viele Lindenschüler wohnen im Haus Bienenkorb, dem Wohnheim für Kinder und Jugendliche mit geistiger Beeinträchtigung mit 24 Plätzen. Hier werden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit geistiger und mehrfacher Behinderung auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleitet. Wer hier wohnt, findet ein neues Zuhause und erfährt das Gefühl von Geborgenheit, Angenommensein und Perspektive.