An einer Aggressionswand sollen sich die Kinder des Haus Bienenkorb in Schleusingen zukünftig abreagieren können. Ein Angebot, von dem die Designerin Doris Lachnitt überzeugt ist.
Schleusingen – „Einfach im Wald rumschreien, wenn zu viel Energie da ist, das geht bei uns nicht“, sagt Marie Kolk über ihre 20 Schützlinge im Haus Bienenkorb, einem Wohnheim für Kinder und Jugendliche mit geistiger oder psychischer Beeinträchtigung, angegliedert an die Stiftung Rehabilitationszentrum Thüringer Wald in Schleusingen. „Also haben wir überlegt was geht“ und so sei man auf Doris Lachnitt gestoßen.
Auf Erfahrung gebaut
Die Designerin, die bereits für zahlreiche Fachkrankenhäuser, darunter die Helios-Kliniken, ähnliche Angebote konzipiert hat, ist von dieser Art der Therapie überzeugt: „Einfach genial“ sei das, findet sie, und ist selbst erstaunt über die Wirkung: „Die Betroffenen in der Klinik brauchen weniger Medikamente“, das hätten die Erfahrungen gezeigt. Die Polster ermöglichen ein gezieltes Schlagen und Treten an die Wandelemente ohne Verletzungsgefahr. Die Ausgestaltung der Aggressionswand erfolgte in Absprache mit der Heimleitung. Die Farbe beispielsweise, wurde an das Konzept des Hauses angepasst. Doris Lachnitt sieht am Tag der Übergabe die fertig aufgehängten Wandpolster zum ersten Mal und ist begeistert über das Arrangement: „Das habe ich mir so nicht vorgestellt“, sagt sie über die versetzt gehängte Vierecke. Denn man hätte die vier 80 mal 80 Zentimeter großen Elemente auch in einer Reihe oder als Quadrat anbringen können. Lachnitt hat die Teile selbst genäht: „Alles Unikate, die dem Umfeld angepasst sind.“ Und den Brandschutzrichtlinien. Das Kunstleder, das auf einen Schaumstoff aufgezogen ist:- beides ist schwer entflammbar. Finanziert wurde die Aggressionswand vom Allianz Kinderhilfsfond. Angestellte und selbstständige Mitarbeiter spenden hierbei Geldbeträge die in einen Topf fließen aus dem Projekte für benachteiligte Kinder finanziert werden, erklärt Heike Holland-Nell, die zusammen mit Jörg Uhlig aus der Geschäftsstelle Suhl nach Schleusingen gekommen ist. Rund 2500 Euro hat die Aggressionswand gekostet. Nicht das erste Mal, dass der Kinderhilfsfond das Rehazentrum unterstützt: „Wir arbeiten schon seit Jahren zusammen“, sagt Heike Holland-Nell.
„Farbklecks“ an der Wand
Auch Stiftungsvorstand Kai Michaelis gefallen die neuen Wandpolster. Er findet „ein Medium, um Aggressionen abbauen zu können, sehr sinnvoll“. Michaelis kann sich so etwas in allen Häusern vorstellen. Zwar könnte man sich auch an einem Boxsack abreagieren, „aber ein Boxsack an sich ist ja eigentlich schon aggressiv“, meinte er. Die Wand findet er hingegen beruhigend, allein von den Farben her. Ein schmuckes Objekt im Flur ist sie obendrein. Ob und wie die Wand von den Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 21 Jahren angenommen wird, das wird die Zeit zeigen. Der Bedarf sei in jeden Fall da, sagt Marie Kolk. Und mit Aaron hat sich zumindest schon einmal ein Bewohner gefunden, der Gefallen an der neuen Aggressionswand findet.
Von Barbara Struller